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Wohnung, es war ein Hafen, ein Stück von einem Land, ein Garten in einer Wohnung, eine
Wolke, die über einen blassblauen Sommerhimmel schwebte. »Oh, Anthony, das ist ja
wundervoll.« Sie riss die Augen auf vor Vergnügen, als sie sich umsah.
»Gefällt es dir?« Unschuldig schaute er sie an, und dann lächelten sie beide.
»Ich bewundere es. Wie hast du all das zusammen bekommen? Hast du es aus London
mitgebracht?«
»Zum Teil, und den Rest habe ich hier zusammengewürfelt.« Aber nichts davon sah
zusammengewürfelt aus. Es war eine wunderschöne Wohnung. »Also, Milch oder
Zucker?«
»Nichts davon, danke. Schwarz.«
»Daran muss es liegen, dass du so dünn bleibst.« Anerkennend musterte er ihren
schlanken, geschmeidigen, tänzerischgraziösen Körper, als sie sich in einen der blauen
Sessel sinken ließ.
Wenige Minuten später kehrte er mit zwei dampfenden Tassen und einem Teller mit
Käse und Obst zurück.
Es war halb zwei, als sie schließlich von Panik ergriffen die Treppe hinunterhastete,
zum Auto. Was würde Ivo sagen? Und plötzlich, diesmal, betete sie, dass er schon schlafen
würde. Es stellte sich heraus, dass ihr Gebet erhört wurde. Er hatte bis Mitternacht
gewartet und war dann in ihrem Bett eingeschlafen. Bettina hatte ein schrecklich
schlechtes Gewissen, als sie ihn so ansah, und dann fragte sie sich, warum. Sie hatte nichts
weiter getan, als eine Tasse Kaffee mit einem Mitglied des Ensembles getrunken. Das war
doch schließlich nichts Böses?
»Hat er dich geschlagen?« spöttelte Anthony.
»Natürlich nicht. Er ist ein wunderbarer, verständnisvoller Mann. So was tut er nicht.«
»Gut. Dann lass uns irgendwann wieder Kaffee trinken. Wo wir schon dabei sind: Wie
war's mit einem Abendessen heute vor der Vorstellung?«
»Mal sehen.« Sie drückte sich absichtlich vage aus. Sie wollte Ivo anrufen. Vielleicht
könnten sie zusammen essen, irgendwo in der Nähe, auf die Schnelle. Sie hatte ihn am
Morgen nicht einmal gesehen. Als sie aufwachte, war er schon fort. Er hatte ihr eine
Nachricht hinterlassen, dass er eine frühe Verabredung habe. Sie bekam allmählich das
Gefühl, dass sie sich überhaupt nicht mehr sahen, und das gefiel ihr ganz und gar nicht.
Aber als sie Ivo anrief, war er nicht daheim. Mattie erzählte, er habe angerufen um
Bescheid zu sagen, er sei zum Essen verabredet, und Anthony schien hinter ihr zu warten,
um das öffentliche Telefon zu benutzen. Trotz ihrer Bemühungen, diskret zu sein, hörte er
doch den größten Teil ihrer Unterhaltung mit, und als sie auflegte, lächelte er sie
entwaffnend an.
»Kann ich einspringen, Bettina?«
Sie wollte schon ablehnen, doch angesichts dieser blauen Augen antwortete sie nur
schwach: »Klar.« Sie kamen Überein, irgendwohin zu gehen, eine Suppe und ein
Sandwich zu essen und dabei weiter über das Stück zu sprechen. Und dann lenkte er die
Unterhaltung fast unmerklich auf sie. Er wollte alles von ihr wissen, woher sie kam, wo sie
wohnte, sogar, wo sie als Kind zur Schule gegangen war. Sie erzählte ihm von ihrem
Vater, dessen Bücher er kannte. Er schien fasziniert von jeder Einzelheit, die sie ihm
erzählte. Endlich kehrten sie ins Theater zurück und gingen ihrer Wege. Aber nach der
Vorstellung suchte er sie schnell wieder auf, als sie sich anschickte, zu gehen. Sie hatte das
Gefühl, er wollte sie wieder darum bitten, ihn mitzunehmen, und so hastete sie zum Auto
hinaus.
Zu Hause fand sie Ivo, der auf sie wartete. Sie unterhielten sich eine halbe Stunde lang
über ihre verschiedenen Unternehmungen des Tages und gingen dann schließlich nach
oben. Bettina zog sich langsam aus, während sie sich unterhielten.
»Ich habe das Gefühl, ich hab' dich in letzter Zeit kaum gesehen.« Er sah sie traurig
aber ohne Vorwurf an.
»Ich weiß.« Auch sie war traurig, aber er trat schnell an ihre Seite. Und einen Moment
später half er ihr dabei, sich auszuziehen, und folgte ihr dann schnell ins Bett. Sie liebten
sich langsam und sanft, und genossen es beide, doch als sie anschließend nebeneinander
lagen, ertappte sich Bettina dabei, dass sie sich nach dem ersten Feuer in ihrer Beziehung
zurücksehnte. Langsam wandte sie sich Ivo zu, wollte in seinen Augen das Aufflackern
neuer Leidenschaft sehen. Doch statt dessen stellte sie fest, dass er schlief, das Gesicht ihr
zugewandt, und ein Lächeln lag auf seinem Mund. Auf einen Ellbogen gestützt, musterte
sie ihn lange und küsste ihn schließlich zart auf beide Augen. Doch als sie das tat,
wanderten ihre Gedanken zu Anthony, und unbarmherzig lenkte sie sie zurück zu dem
Mann, der neben ihr lag.
Die Freundschaft zu Anthony blühte mit dem Erfolg ihres Stückes immer weiter. Dann
und wann aßen sie hinter der Bühne ihre Sandwiches, und gelegentlich trank sie auch
Kaffee mit ihm in seiner Wohnung. Mehrmals in der "Woche brachte er ihr kleine
Blumensträuße, aber immer überreichte er sie ganz zwanglos, als würden sie nicht mehr
bedeuten, als dass er ihr Freund war. Ein-, zweimal versuchte sie, es Ivo gegenüber zu
erwähnen, aber irgendwie gelang es ihr nie ganz richtig.
Es war gegen Ende des Winters, als Ivo ins Theater kam, um sich das Stück anzusehen,
so, als müsste er kommen und versuchen, etwas zu klären, was an ihm nagte. Er kam erst,
als das Theater bereits dunkel war, und setzte sich in die vorletzte Reihe. Und als sich dann
der Vorhang hob und er ihn sah, dachte er, dass er Bescheid wüsste. Anthony hatte die
Grazie eines langen, geschmeidigen, schwarzen Panthers und bewegte sich wie in Hypnose
durch seine Rolle. Ivo hörte kaum die Worte, die er sagte. Er beobachtete ihn bloß, und
plötzlich, mit einem schrecklichen Gefühl von Verrat und Schmerz, begriff er. Es war kein
Verrat von Bettina, sondern der der Zeit, gegen die er solange angekämpft hatte.
Erst im Frühjahr sah Bettina besorgt aus. Eines Abends war sie sehr spät
heimgekommen und schien verwirrt, und Ivo hatte sie beobachtet, ohne zu wissen, ob er
ihr Fragen stellen oder sie in Ruhe lassen sollte. Ganz offensichtlich beunruhigte sie etwas,
aber zum ersten Mal seit sie verheiratet waren, wollte sie nicht reden. Sie starrte Ivo
geistesabwesend an und ging schließlich nach oben, allein. Er fand sie, wie sie von der
Terrasse aus über die Stadt schaute, die Stirn gerunzelt, ihre Haarbürste nutzlos in der
Hand.
»Stimmt was nicht, Liebling?«
Aber Bettina schüttelte bloß den Kopf. »Nein.« Und dann wandte sie sich plötzlich ihm
zu, und in ihren Augen stand ein Ausdruck des Entsetzens. »Doch.«
»Was ist denn los?«
»Ach, Ivo ...« Sie ließ sich auf einen Gartenstuhl fallen und starrte ihn an, mit riesigen,
leuchtenden Augen. Hinter ihr lag das Licht aus der Wohnung, das den vollen Glanz ihres
kastanienbraunen Haars einfing. Er dachte, dass sie nie schöner ausgesehen hätte, und er
hatte Angst vor dem, was sie vielleicht zu sagen haben mochte. Den ganzen Winter über
hatte er ein dumpfes Gefühl der Vorahnung gehabt, und den ganzen Winter über war er so
schrecklich müde gewesen. Manchmal fragte er sich deshalb, ob es ein Fehler gewesen
war, sich zurückzuziehen. Er hatte sich nie so gefühlt, solange er noch gearbeitet hatte.
»Liebling, was ist los?« Er trat zu ihr, nahm ihre Hand und setzte sich. »Was es auch ist,
du kannst es mir sagen. Schließlich sind wir doch vor allem anderen gute Freunde,
Bettina.«
»Ich weiß.« Mit ihren riesigen, grünen Augen sah sie ihn dankbar an, und langsam
füllten sie sich mit Tränen. »Sie haben mich gebeten, eine Tournee zu machen.« [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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